Monika und Roland

 

 

Was für mich als mobile Betreuerin von psychisch erkrankten Menschen den Beruf so spannend und schön werden lässt, das sind Begebenheiten, die mein Herz berühren und den Sinn meiner Tätigkeit ausmachen.

Es gibt ein wunderbares Beispiel dafür, was für mich sogar als ein in kleinen Schritten erarbeiteter Erfolg zu werten ist, auch wenn es sich für den Klienten zuerst eher wie eine lästige und leicht beängstigende Irritation der gewohnten Routine anfühlt.

Für einen von außen Beobachtenden wird es vermutlich nach gar nichts Bemerkenswertem ausschauen, sondern nur so eine Wahrnehmung: „Aha, die gehen spazieren!“

 

 

Wenn Roland an dem gewissen Tag das Haus seit mehreren Wochen nicht verlassen hat, einerseits weil er sich nicht der Angst aussetzen will, das Gas angelassen oder nicht zugesperrt zu haben, andererseits weil starkes Übergewicht ihm das Gehen und jede Bewegung schwer macht ...

und wenn er dann in einem ersten Schritt nur mal für fünf Minuten mit mir vor die Tür geht und dann in einem zweiten, dritten und vierten Schritt eine Runde um das Haus macht und dabei ein paar Blumen pflückt ...

und wenn er schließlich irgendwann in mein Auto steigt, nachdem er sich selbst 10mal vergewissert hat, dass er zugesperrt und alles abgedreht hat UND mich dafür auch als Zeuge nutzen kann, um dann mit mir zwei Kilometer zu einem kleinen See zu fahren, wo er seit Jahren nicht mehr gewesen ist ...,

dann schaut das für den uns beobachtenden Spaziergänger am Seeuferweg nicht nach viel aus.

 

Zumal Roland sich am See angekommen auch nicht überwinden kann, aus dem Auto auszusteigen, lieber vom Auto aus die Landschaft bewundern will und schon wieder überlegt, ob er auch daheim wirklich abgeschlossen hat.

 

Bis wir dann an Motorrädern, die da am Parkplatz stehen, vorbeifahren und Roland plötzlich um einen Halt bittet, weil er sich die Motorräder genauer anschauen möchte - zwar vom Auto aus, aber sehr interessiert!

Und dabei beginnt er zu erzählen von dem Moped, mit dem er früher viel herumgefahren ist und wo er damit überall war. Er teilt Erinnerungen mit mir, lacht und freut sich.

Und es stellt sich heraus: er kennt sich aus mit Motorrädern!

 

Wenn Roland dann wieder freudestrahlend bei sich zuhause durch die Tür tritt mit dem Gefühl, etwas ziemlich Abenteuerliches ganz gut überstanden und tolle Motorräder gesehen zu haben, dann war das ein sehr positiver Klientenbesuch! Für den Klienten und für mich als seine Betreuerin! Ein Besuch, der uns eine Riesenportion Freude ins Leben gebracht hat.